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Updated:
Dez. 2009

art-and-art.de

- Rencontre des Gend. Majors Max Lagerbauer mit dem SS-GruppenfĂĽhrer, im Range eines Polizeigenerals stehenden, Strop -

 

-zur gekĂĽrzten Version-

 

Während des Krieges wurde ich plötzlich zum Kommandeur der Gendarmerie des Landes Georgien mit dem Dienstsitz in dessen Hauptstadt Tiflis (Tbilis) ernannt. Georgien liegt zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer mit den grösseren Städten: Batum (am Meer), Kutaisi, Suchumi (am Meer) und Rustavi. Für Tiflis und Batum wurden Schutzpolizeikommandeure ernannt – der für Tiflis war mein Freund und Jahrgangskamerad Fritz Payr. Über uns und für alle Polizeikräfte in Georgien wurde der Gend. Oberst Hitschler eingesetzt. Über diesem stand der SS-Gruppenführer und Pol. General Strop. Georgien war damals noch gar nicht von den deutschen Truppen erobert, aber letztere befanden sich in zügigem Vormarsch, hatten die Krim längst besetzt und schickten sich an, den Kaukasus zu überschreiten. Es schien also nur eine Frage kurzer Zeit, dass Georgien besetzt und unter deutsche Verwaltung gestellt wurde.

Ich erhielt den Befehl das Gendarmeriekommando Georgien sofort in Wien in einer Stärke von einigen hundert Gendarmeriedienstgraden (ich weiss die Zahl nicht mehr genau) aufzustellen und alles benötigte Material - insbesondere für die Ausstattung der Gend. Stationen (Möbel, Schreibmaschinen etz. etz.) und den benötigten Transportzügen dort zu beschaffen. Ich fuhr also nach Wien, wohnte dort in dem uns zur Verfügung gestellten Grand-Hotel an der Ringstrasse und beschaffte und organisierte auf Teufel komm raus. Der Befehlshaber der gesamten georgischen Ordnungspolizei Hitschler drängte sehr zur Eile, obwohl wir Kunde davon hatten, dass der deutsche Vormarsch über den Kaukasus ins Stocken geraten war und die deutsche Stalingradarmee dort vor ihrer Vernichtung stand.

Der als Kommandeur der Gendarmerie von Ordzonikidze auf der anderen Seite des Kaukasus (nördlich – wir waren südlich) war schon dorthin abgerückt, geriet aber – wie wir später erfuhren – in die schlimme Lage und wurde samt seinem ganzen Aufgebot und Material von den Russen aufgerieben und massakriert, während ich in Wien bremste.

Hitschler schickte mich nun nach Berlin, wo man einen Bericht ĂĽbe den Vollzug unserer Aufstellung verlangt hatte und befahl mir, im Hauptamt Ordnungspolizei in Berlin einen alsbaldigen Abmarschbefehl zu erwirken. In Berlin kam ich in eine Besprechung von Generälen und Obristen, denen ich aber nicht den alsbaldigen Marschbefehl anriet, sondern denen ich berichtete, dass der Ausbildungszustand meines Kommandos fĂĽr einen Einsatz  im Kaukasusgebirge noch sehr ungenĂĽgend sei. Es mĂĽsste erst – da die Männer zum Teil aus Norddeutschland stammten – im Gebirgskampf gegen Partisanen im Bergsteigen und Skilaufen ausgebildet werden. DafĂĽr sei ja auch noch Zeit, da es dort auf der Kaukasusnordseite nur langsam vorwärts ginge.

Ich schlug für diese Ausbildung (was ich längst von Wien aus schon erkundet hatte) das Gebiet um die Zugspitze, Alpspitze, kurz das Wettersteingebirge vor. Unterkunftsmöglichkeiten gebe es dort in Garmisch – Partenkirchen, in Grainau, auf dem Kreuzeck etz. Mein Vorschlag fand die Zustimmung der Herren. Als ich dann in Wien dem Oberst Hitschler darüber berichtete, passte ihm das gar nicht, aber er fügte sich und wir verlegten unseren ganzen Haufen nach Garmisch und bes. Grainau, wo ein ehem. Eisenbahnererholungsheim viel Platz in mehreren Häusern bot. Wir hatten dort bei oft herrlichem Winterwetter eine erfolgreiche und lustige Ausbildungszeit. Ich selbst wohnte meist auf dem Kreuzeckhaus und auf der Hochalm vor der Alpspitze und befreundete mich sehr mit deren Wirten, dem „Bergervater“ und dem „Ostler Peter.“

Dagegen vertrug ich mich gar nicht mit dem inzwischen auch eingetroffenen Gouverneur, dem SS-Gruppenführer Strop. Er wollte bei dieser Ausbildung dabei sein und selbst im Bergsteigen und Skilaufen ausgebildet werden. Meine Pol. Skilehrer und Bergführer jagten ihn dann schön durchs Gelände. Er war ein Norddeutscher, sehr elegant und gut aussehend, aber eingebildet, schnöselhaft und ohne jede Fachkenntnis. Er stiess sich gleich sehr daran, dass ich eine lange Holzhackerpfeife rauchte, was er nicht für offiziersmässig hielt. Durch Oberst Hitschler liess er mir sagen, ich solle diese Pfeife ablegen. Ich liess ihm sagen, diese Pfeife sei hier im Gebirge ganz natürlich und passe durchaus zur Gebirgsuniform, auch eines Offiziers. Er sah das nicht ein und es ging hin und her – sein Verbot und meine Weigerung – aber ich blieb stur und schliesslich ertrug er die Pfeife und – feig, wie er war – auch mich.

Eines Abends setzte er sich zu mir an einen kleinen Tisch im Kasino und bekann ein Gespräch ĂĽber Georgien. Nun hatte ich mir bereits dicke Folianten und Karten von Land und Volk dort besorgt und grĂĽndlich studiert. Ich erklärte ihm, das, was ich wusste und auf seine Frage, wie ich mir die Behandlung der Georgier vorstelle, sagte ich ihm, dass diese ein sehr ehrliebendes stolzes Volk seien, dass die Männer Waffen trĂĽgen und dass sie tapfer und tĂĽchtig seien und – obwohl der russische Diktator Stalin selbst ein Georgier sei -  gegen diesen und das bolschewistische System in Moskau eine Revolution gemacht hätten, die aber, nachdem sie niedergeschlagen worden sei, zu ihrer besonderen UnterdrĂĽckung gefĂĽhrt hatte. Ich sagte, wir mĂĽssten dieses tapfere Volk quasi befreien, es kameradschaftlich behandeln ihnen die Waffen lassen, sie auf unsere Seite ziehen und als Bundesgenossen gewinnen. Strop starrte mich an, bezeichnete meine Meinung als Humanitätsduselei und völlig unserem Herrschaftsanspruch als Herrenmenschen gegenĂĽber all diesen russischen „Untermenschen“ widersprechend. Schliesslich sagte er „Nein – wir werden sie „dezimieren!“ (also ausrotten.) Ich widersprach ihm leidenschaftlich und energisch. Darauf erklärte er, er sehe ein, dass er sich auf die Gendarmerie nicht verlassen könne und er werde den ReichsfĂĽhrer SS bitten, ihm eine fĂĽr diesen Zweck geeignete SS-Truppe zur VerfĂĽgung zu stellen. Ferner werde er mich und die Gendarmerie schärfstens im Auge  behalten und selbst immer mit mir fahren, wenn ich auf Dienstfahrt durch das Land fĂĽhre. Ich stand brĂĽsk auf und liess ihn sitzen.

Hernach traf ich meinen Kraftfahrer, den Wachmeister der Pol. Reserve Habereder, erzählte ihm den Vorfall mit Strop und sagte Habereder, wenn dieses Schwein wirklich einmal mit uns auf Dienstfahrt geht und wir allein mit ihm sind, dann werfen wir ich in die nächstbeste Gebirgsschlucht im Kaukasus hinunter. Welchem Gedanken der Habereder sofort zustimmte.

Es kam alles ganz anders: Die deutsche Armee unter Feldmarschall Paulus in Stalingrad wurde von den Russen vernichtet, der deutsche Rückzug aus Russland begann, auch der Truppen, die Georgien erobern sollten. Unser Kommando wurde noch in Garmisch aufgelöst – der Strop verschwand und ich wurde wieder als Kdr. der Gend. Schule Deggingen, dorthin abkommandiert – wohin auch gleich wieder einige Hundert Pol. Offiziersanwärter in Marsch gesetzt wurden und wohin mich Habereder wieder zurückfuhr.

Aber aus diesem Rencontre zwischen dem Strop und mir ist ersichtlich, was einem Polizeioffizier unter der höheren SS-Führung beim Einsatz in de besetzten Gebieten alles passieren konnte und wozu die Polizei oft dort missbraucht wurde. Und wie entsetzlich die menschenfeindliche, mörderische und unbeschreiblich dumme „Dezimierung“ unterworfener Volksteile durch NS-Führung war. Zu Beginn des Russlandfeldzuges hatte schon eine ganze russische Armee gemeutert und wäre zu uns übergelaufen. Aber Hitler liess erschiessen, was er nur konnte, häufte Kriegsverbrechen auf Kriegsverbrechen und missachtete alles Völkerrecht. Der schliesslich verlorene Krieg und die Zerstörung Deutschlands war die Quittung dafür.

Dieser SS-Führer Strop übrigens hatte eine führende Rolle bei der Bekämpfung und Niederwerfung des Aufstandes polnischer Juden im Ghetto in Warschau, der polnischen Hauptstadt. Er liess alles erschiessen: Männer, Frauen und Kinder. Es gibt ein Foto, das ich selbst gesehen habe, auf dem er eine lange, lange Frontlinie von nackten Frauen und Mädchen höhnisch grinsend und sie sadistisch verspottend abschreitet, bevor sie alle erschossen wurden. Bei Kriegsende geriet er aber in polnische Gefangenschaft und die Polen hängten ihn auf öffentlichem Platz in Warschau auf. Gottlob!

Max Lagerbauer

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